Ich habe mir einen großen Traum erfüllt: eine Langstreckenwanderung durch die Rocky Mountains. In 92 Tagen bin ich mit meinem Kumpel Arni 1200 Kilometer durch den spektakulärsten Abschnitt des kanadischen Felsengebirges gewandert. Begegnungen mit Bären und anderen Wildtieren gibt es fast täglich.
Ich interviewe außerdem Einheimische und erfahren so wie man mit einer Bratpfanne einen aufdringlichen Schwarzbären vertreibt oder wie man mit abgeschnittenen Haaren vom Friseur versuchen kann, riesige Wapiti-Hirsche davon abzuhalten, Gartenbeete zu plündern. In den Logbüchern der Rockies-Entdecker recherchiere ich außerdem kuriose Anekdoten zu den Tieren und erfahre etwa bei David Thompson wie man überlebt, wenn man den Stachel eins Baumstachlers verschluckt.
Ein Schwarzbär schreckt auf: Futter fällt im aus dem Maul
Hier gibt’s auszugsweise ein Kapitel aus meinem überarbeiteten Tagebuch. Danach angehängt: einige weitere Fotos, die auf dem Trip aufgenommen wurden.
33. Tag: Bärenängste und Baumstachler
Im Camp am Tumbling-Creek gibt’s einen Riesenschreck. Zusammen mit anderen Wanderern hatten wir uns hier für die Nacht eingerichtet. Arnim und ich schlafen bereits, als uns plötzlich der grausame Schrei einer Frau weckt. Wie katapultiert schießen unsere Oberkörper synchron nach oben. Wir sind zwei Typen, ein Gedanke: „Das muss Todesangst sein!“ So haben wir noch nie einen Menschen schreien hören. Was ist da los?
Wir lauschen in die Nacht: Stille. Taschenlampen gehen an. Leute tuscheln, es ist aber nichts zu verstehen. Jemand bewegt sich Richtung „Outhouse“, um sich zu erleichtern. Die Holztür klappert. Sie klappert noch einmal. Kurz darauf ist wieder alles still im Camp. Arnim und ich besprechen uns:
„Da hat jemand bös geträumt“, sage ich.
„Bestimmt von Bären.“
„Eine hat vielleicht im Schlaf gebrabbelt; die andere hat sich daran erschreckt und lässt dann diesen Mordsschrei los.“
„Und wenn der Bär tatsächlich da gewesen wär‘? Was hätten wir gemacht?“, frage ich Arnim.
Mir graut vor einer nächtlichen Begegnung mit einem Bären. Die Phantasie lässt aus Felsen aufrecht stehende Grizzlies entstehen.
„Wir wären raus.“
„Wie? Raus?“
„Bärenspray geschnappt. Stirnlampe aufgezogen. Raus.“
„Ja o.k., aber was dann?“
Kurze Stille. Wir haben schon viele Bärenbegegnungen durchgespielt. Immer wieder fordern wir uns während des Wanderns gegenseitig heraus. Etwa so: „Arni! Da vorn – fünf Meter bis zum Felsen – dahinter Grizzly mit zwei Jungen – hier der Baum mit Ästen, die fast bis zum Boden reichen – Was machst Du? Klettern oder Totstellen?“
Und dann muss sich Arnim in einer Sekunde entscheiden, was er macht. Dann erzähl ich ihm, was ich gemacht hätte, und dann analysieren wir. Und hinterher sind wir dann hoffentlich wieder ein bisschen bärenschlauer – hoffen wir. Aber eine Bärenbegegnung in der Nacht, das haben wir uns bislang nicht ausgemalt.
Ich überlege: „Käme ein Bär tatsächlich direkt ins Camp, kommen zwei Sorten von Bären in Frage. Entweder ist es ein versauter Bär, einer, der mit Camper-Essen schon mal in Berührung gekommen ist und jetzt versucht, wieder was zu stibitzen. Oder es ist der ganz seltene Fall eines Killers, der gezielt Menschen zur Beute macht. Den Versauten könnte man vielleicht mit Rufen noch einschüchtern. Beim Killer sähen wir wohl mit unseren Funzeln ziemlich alt aus.“
„Stimmt schon“, meint auch Arnim. „Wenn’s dunkel ist, reichen dem Bären wenige Meter, um sich zwischen Bäumen oder Gebüsch unsichtbar zu machen. Der Blick in den Lichtkegel der eigenen Stirnlampe würde blenden. Käme ein Bär dann von der Seite oder von hinten, könnte man ihn gar nicht so schnell wahrnehmen.“
„Mhhh … lass uns den Fall für heute vergessen und weiterschlafen.“
In derselben Nacht, Stunden später: Arnim stößt mich an; ich bin sofort wach.
„Waas?“
Schritte knirschen im Kies und kommen näher. Etwas stolpert über unsere Zeltschnüre. Das entstehende Geräusch erinnert an einen Kontrabass: „bommm“. Wo die Schnüre stärker gespannt sind, fällt der Ton höher aus: „boimmm“. Es könnte lustig sein, wenn wir nur wüssten, wer mit uns Musik machen will.
Arnim reagiert schneller. Eingangsreißverschlüsse runtergezogen, rausgeleuchtet: „Fuck, ein Porkie!“ Ich bin aufgeregt und erleichtert zugleich. Es ist nur ein Porcupine, ein Baumstachler.
Ein Nordamerikanischer Baumstachler (Erethizon dorsatum) – auf englisch: porcupine
Doch dann erinnere ich mich an meine Trekking-Sandalen: „Mensch, meine Latschen liegen noch draußen.“
Als ich nochmals den Lichtkegel ausrichte, hat sich das Schwarzweiß des Stacheltiers bereits mit der Schwärze der Nacht vermischt. Meine Sandalen? Auch die sehe ich nicht mehr.
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Der Baumstachler (nicht Stachelschwein, die gibt es in der alten Welt) ist nach dem Biber das größte Nagetier in den Kanadischen Rockies. Er kann sechs bis sieben Kilogramm auf die Waage bringen. Er ist nachtaktiv, aber auch tagsüber anzutreffen. Er frisst im Sommer Blätter von Büschen und Bäumen. Im Winter entrindet er Stämme. Doch nicht die Rinde selbst ist für ihn interessant, sondern die zuckerhaltige Kambium-Schicht darunter. Ärgert man ihn nicht, ist er völlig harmlos. Bei Gefahr rollt sich das „porcupine“, wie die Kanadier es nennen, nicht ein wie unsere Igel, aber ansatzweise zieht auch der Baumstachler die Unterseite zusammen und stellt seine Stacheln auf. Nur in ärgster Bedrängnis schlägt der Baumstachler mit seinem Stachel bewehrten Schwanz um sich. Mit so einem Pflanzenfresser sollte man sich also in der Regel arrangieren können.
David Thompson wusste jedoch auch von einem Fall zu berichten, bei dem es wegen eines Baumstachlers um Leben und Tod ging. Thompson, Entdecker, Kartograph und Händler, war 1807 mit Begleitern in den Rocky Mountains unterwegs. Anfang Juli ist der Trupp damit beschäftigt, ein großes Kanu zu bauen. Der Kollege Beaulieu kann seine Leute dabei nicht unterstützen. Er ist seit zehn Tagen krank und zuweilen geht es ihm so schlecht, dass Thompson um sein Leben fürchtet. Heftige Koliken und Schmerzen unterhalb der Rippen auf der linken Seite machen ihm arg zu schaffen. Zwischen dem 6. und 8. Juli nimmt Beaulieu eines Morgens eine kleine Schwellung an der betreffenden Stelle unterhalb der Rippen war, die sich anscheinend vergrößert. Als er dort auch noch etwas Raues wahrnimmt, lässt er Thompson rufen. Dieser tastet die Stelle ab, bemerkt eine Spitze und zieht schließlich einen etwa 2,5 Zentimeter langen Stachel eines Baumstachlers aus Beaulieus Bauch hervor. Hatte sich Beaulieu mit einem der Nagetiere gezofft?
Thompson liefert in seinem Bericht eine viel kuriosere Erklärung. Bei den Pelzhändlern und Entdeckern war es seinerzeit üblich, Hunde mitzuführen, die sich oft mit Baumstachlern anlegten. Einzelne Stachel oder Teile davon blieben im Muskelfleisch der Hunde stecken. Die Hunde wiederum dienten den Männern als Lasttiere und eiserne Proviantreserve, wenn es sonst nichts mehr Essbares zu organisieren gab. Thompson beschreibt Beaulieu als „voracious eater“ – also als gefräßigen Esser – der Tage zuvor ein Stück Hundefleisch verschlungen hatte, das wohl mit einem Stachel gespickt war. Nach Ansicht Thompsons hat der Stachel dann die Magenwand von Beaulieu penetriert und ist im Laufe der Tage vom Körper in einem eiternden Prozess nach außen hin abgestoßen worden. Beaulieu überlebt.
Der Ärger, den die Porkies sonst noch machen, ist ebenfalls kurios: Baumstachler nagen beispielsweise gerne an den Holzgriffen von Werkzeugen. Hier scheint das Salz, das schwitzende Hände absondern, einen besonderen Kick zu bringen. Sie mögen aber auch Schilder, die mit natriumhaltiger Farbe gestrichen wurden. (Natrium stellt in Verbindungen ein Salz dar.) Naturbuch-Autor Ben Gadd aus Jasper berichtet von einem Schild, das schon vor vielen Jahren im Nationalpark aufgestellt worden war. Baumstachler hatten daran „Textzensuren“ vorgenommen und das Schild bis zur Unleserlichkeit zernagt.
Baumstachler sind außerdem heiß auf Sperrholz und Pappkarton. Die darin verwendeten Kleber können ebenfalls Natrium/Salz enthalten. Und sie lieben Gummi – inklusive Autoreifen mit Streusalzkruste und Bremsschläuche. Aus diesem Grund rollen erfahrene Kanadier Stacheldraht um ihr Fahrzeug aus, wenn sie im Wald zu tun haben und ihren Wagen stehen lassen.
Und auch Camper sind von den kuriosen Vorlieben der Porkies betroffen: Baumstachler machen sich gerne über Klobrillen auf Camping-Plätzen her. Angetrockneter Urin, der ebenfalls salzhaltig ist, lockt sie ebenfalls an.
Entsprechend kann man sich in einem Rocky-Mountains-Plumpsklo doppelt und dreifach versündigen: Als Stehpinkler nervst Du nicht nur Mitcamper, sondern nimmst auch noch in Kauf, dass der Geruch der Urinspritzer einen Baumstachler anlockt. Wenn der dann herzhaft in die Klobrille gebissen hat, riskiert der Nächste, sich einen Holzspreißel einzufangen …
Ein Baumstachler hat sich in den Wipfel eines Baums gerettet.
Und hier kommen wir jetzt wieder auf meine Sandalen zu sprechen. Denn Baumstachler haben es potentiell auch auf die Latschen von Trekkern abgesehen. Egal ob Stiefel oder Sandale, ein Teil davon ist oft aus Gummi; an Schweißsalzen fehlt es auch nicht. Tja, das müsste dann wohl ein Leckerbissen für einen Baumstachler sein. Ein Hiker in den Rockies ist also gut beraten, seine Schuhe nächtens ins Zelt zu verräumen.
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Leider habe ich das versäumt. Nun liegen sie irgendwo da draußen vorm Zelt und sind diesen stacheligen Salzfetischisten ausgeliefert. Aber jetzt noch mal aufstehen? Ich bin einfach zu fertig, um mich zu kümmern. Und außerdem: Weil sich mittlerweile die Stechmücken so gerne über unsere Knöchel hermachen, ist mir sowieso die Lust vergangen, Sandalen zu tragen. „Soll sie doch das Porki holen!“
Anderntags Regen. Wir hören zwar die anderen aufbrechen, aber egal, um Neun sind wir immer noch nicht raus. Als wir uns schließlich doch überwinden können, mache ich als erstes einen Kontrollblick aus der spaltweit geöffneten Zelttür: „Da!“ Nicht zu fassen, da liegen sie doch noch. Das Stacheltier hat meine Latschen glatt verschmäht.
Impressionen aus den Kanadischen Rockies
Diademhäher (Cyanocitta stelleri), Steller’s Jay
Fischadler (Pandion haliaetus), Osprey
Felsengebirgshuhn (Dendragapus obscurus), Blue grouse. In der Balz stellt das Männchen die Schwanzfedern auf …
… sträubt die Halsfedern und entblößt dabei die rote Haut darunter. Spektakulär!
Einsamer Wasserläufer (Tringa solitaria), Solitary sandpiper. Typisch für die Art: Die Vögel sind meist alleine unterwegs. Ich beobachte einen, der Kaulquappen fängt.
Fuchskolibri (Selasphorus rufus), Rufous hummingbird. Ein Weibchen.
Socken-Luder: Wir finden heraus, dass sich Fuchskolibris für alles interessieren, das rot ist. So locken wir die herrlichen Vögel ins Camp.
Tannenhuhn (Dendragapus canadensis) bzw. (Falcipennis canadensis), Spruce Grouse oder Franklin’s grouse
Je länger man in und mit der Natur lebt, desto stärker ist der Wunsch mit ihr eins zu werden, sie zu achten, aber auch, sie zu nutzen – sprich aus Bächen zu trinken, sich an einem Holzfeuer zu wärmen oder das Fleisch eines Hühnchens zu genießen.
Schneeziege (Oreamnos americanus), Mountain goat. Der Fellwechsel vollzieht sich geradezu dramatisch.
Schneeziege an den Hängen des Athabasca Rivers
Portrait eines „Billy“: So werden die Männchen der Schneeziege genannt.
Beim Graben und Fressen von salzhaltigen Sedimenten werden Schneeziegen zu Skulpteuren.
Auf einen Absatz in einem Prallhang des Athabasca Rivers findet eine Geiß mit ihrem Kitz Schutz.
Unterhalb tost der Fluss …
… oberhalb steht das Junge sicher an der Seite seiner Mutter.
Felsen, Wälder, Seen, Wiesen: Kilometer für Kilometer geht es entlang der „Continental Divide“
Am Oberlauf des Jackpine Rivers finden wir massenweise Lochsteine. Vermutlich sind hier wellig abgelagerte Sedimente an die Oberfläche gelangt, zerbrochen und die erhabenen Stellen schneller erodiert als die Bereiche drumherum.
Berge wie Saurier-Rücken …
… Wolken wie Saurier-Schwänze.
Blauer als der Himmel: Glacier Lake im Banff Nationalpark
Waterton Lakes Nationalpark: wo die Prärie in die Rockies übergeht
Ein Strom von Trittsteinen: Bach im Tonquin Valley, Jasper Nationalpark
Spotlight für eine Tanne: Die Natur im Yoho-Nationalpark setzt sich selbst in Szene.
Takakkaw Falls, gespeist vom Daly Gletscher: Mit einer Höhe von 381 Metern ist er der zweithöchste Wasserfall Westkanadas.
Wolkeneffekte: als wäre ein Regisseur im Spiel, der die Grade in Szene setzen wollte.
Immer an der Eiskante entlang: auf dem Iceline-Trail, Yoho Nationalpark
Eine Gletscherzunge speist mehrere Bäche, die sich in der Ebene vereinen.
Nordamerikanischer Begriff für turmartige Erosionsform mit vier „o“? „Hoodoo“ – hier die berühmte Formation von Banff
Maultierhirsch (Odocoileus hemionus), muledeer: die kleine Hirschart der Rockies, die Europäer gerne mit dem Reh vergleichen
Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) am Ufer des Athabasca Fluss‘
Kein rotes Tuch für Maultierhirsche: Tourist in Aktion
Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) mit Markenzeichen, dem Schwanz mit weißer Unterseite
Schwarzwedelhirsche im Waterton Lakes Nationalpark
Metropole am Pazifik: Vancouver
Übermütige Maultierhirsche
Ein junger Maultierhirsch scheint …
… über einem Feld von Drummond’s Silberwurz zu schweben.
Mondaufgang am Mount Robson
Spektakuläre Wanderkulisse: die Emporor Falls am Mount Robson
Zieht sich aus seinem Moränen-Rahmen zurück: der Berg-Glacier auf der Nordseite des Mount Robson
Nebengipfel des Mt. Robson
„Berg der Spiral-Straße“: So nannten die Texqakallt-Indianer den höchsten Berg der Kanadischen Rockies, den Mount Robson.
Kontinentale Wasserscheide in der Ebene: Der Robson-Gletscher hat einen Schwemmfächer ausgebreitet. Genau darauf verläuft eine kontinentale Wasserscheide. Der See links, der Adolphus Lake, entwässert ins Nordmeer. Nach rechts geht es in den Berg Lake und viele hundert Kilometer später in den Pazifik.
Die Nordflanke des Mount Robson mit „Berg Lake“
Gewitter-Stimmung über dem Medicine Lake, Jasper National Park
Der Medicine Lake ist ein Karstsee, dessen Wasserspiegel stark schwankt.
Klaus unterwegs auf dem Maligne Lake
Wohnzimmertapetenmotiv: Sonnenaufgang bei Spirit Island, Maligne Lake
Mehr magische Momente am Maligne Lake
… das Spiegelbild fast noch klarer als das Original
Bergseeidyll, nicht ganz in Insektengröße: Floe lake, Kootenay Nationalpark
Sehr wahrscheinlich „Western Toad“ (Bufo boreas) – zu deutsch und um die Ecke gedacht: „Nordkröte“
Rothörnchen (Tamiasciurus hudsonicus), red squirrel, mit Beute …
… und weg
Amerikanischer Pfeifhase (Ochotona princeps), American pica
Heulager eines Pfeifhasen
Der Name „Pika“ ist eine Anlehnung an den Warnruf der Art.
Das Eisgraue Murmeltier (Marmota caligata), hoary marmot, gut getarnt
Nächtlicher Besucher: sehr wahrscheinlich eine Wiesenwühlmaus (Microtus pennsylvanicus), meadow vole
Schneeschuhhase (Lepus americanus), Snowshoe hare
Die Hinterfüße sind wirklich extrem groß.
Alpenapollo (Parnassius smintheus), Mountain Parnassian im Waterton Lakes NP
Columbia Ziesel (Urocitellus columbianus), Columbian ground squirrel
Streifenhörnchen (Least Chipmunk),
Tamias minimus
Für das Woodland- oder Mountain caribou (Rangifer tarandus caribou) findet sich bis heute (2015-12) kein deutscher Name im Netz. Andererseits ist es naheliegend, diese größte Unterart des Karibus Wald- oder Bergkaribu zu nennen.
Das Wald-Karibu ist die südlichste Karibu-Unterart, die in einem Gürtel lebt, der sich vom Atlantik bis fast zum Pazifik erstreckt. Davon abgetrennt zieht sich ein Teil des Verbreitungsgebiets entlang der Kanadischen Rocky Mountains weiter nach Süden. Die Wald-Karibus in diesem Bereich werden auch Bergkaribus genannt. Hier wandern zwei über einen Grad parallel zum Skyline-Trail im Jasper NP.
Wald-Karibus fressen – vor allem im Winter – Flechten.
Flüchtende Waldkaribus
Portrait eines Karibu-Hirsch‘
Einsames Karibu-Kalb
Wald-Karibu im Herbst
Castilleja (Castilleja miniata), Indian Paintbrush, ist eine Charakterblume der Kanadischen Rocky Mountains.
Herbstliche Wiesen in der subalpinen Zone Nahe des Mount Robson
Mischwald mit Pappeln im Jasper Nationalpark
Neben dreckigen Fingernägeln ist hier die Blüte des Kleinen Zweiblatts (Listera cordata), Twayblade, zu sehen, eine der kleinsten Orchideen der Kanadischen Rocky Mountains, die auch in Deutschland vorkommt.
Steven über einer Wolke von Wollgras
Stängelumfassender Knotenfuß (Streptopus amplexifolius), Twistedstalk
Die Blüten des Knotenfuß‘ hängen jeweils an geknickten Stängeln.
Zwergbirke (Betula nana), dwarf birch, herbstlich verziert.
Bärengras (Xerophyllum tenax), Bear Grass. Der Name ist Quatsch, die Pflanze gehört zu den Lilien – einer der auffälligsten in den Rocky Mountains.
Opuntia fragilis, Prickly pear cactus, ist eine Kaktee aus der Gattung Opuntien – ohne deutschen Namen. Ich habe diese Pflanze im Columbia Graben unweit unseres Startpunkts am Fuß der Rockies fotografiert.
Die Norne (Calypso bulbosa), Venus’s Slipper – laut meinem Bestimmungsbuch einer der „exquisitesten“ Orchideen der Rocky Mountains. Recht hat er, der Autor.
Nur nicht zu viel schleppen!! Gesammelte Zahnpastareste, den Wanderetappen zugeordnet – mehr mit symbolischem Charakter 😉
Pancakes! Mehr macht mehr satt.
Die schönste Küche der Welt: an den Ufern des Jackpine Rivers
Gesammelte Fressalien: Das Proviant-Depot im Holmes River Valley sicher geborgen, präsentiert und anschließend auf vier Hiker verteilt
Blaubeeren: Rohware für einen Pfannkuchenaufstrich …
… lecker!!
Steven schnippelt „Butterpilze“. Nicht nur lecker; mit viel Öl zubereitet, machen die sogar satt.
Von der Haferflocke bis zum Schlüpfer: durchgeweichtes Frühstück
Proviantdepot, (fast) sicher zwischen Bäumen aufgehängt. Nur in einem Fall finden wir einen der Säcke angeknabbert.
Dinner nach Gewitter: Im Boden rechts steckt noch ein Esslöffel, mit dem wir einen Rinnsaal, der auf die Feuerstelle zuströmte, umgeleitet haben.
Rationieren des Proviants: für jeden Tag und jeden Mann ein Kilo Lebensmittel
Den kennt jeder
… die Frau dazu
… und das Kalb
Aquatische Pflanzen können bis zur Hälfte der eingenommenen Nahrung von Elchen ausmachen. Deswegen stehen die beiden hier im Medicine Lake halb untergetaucht.
Männlicher Elch beim „Schlagen“: Dabei zieht er sein Geweih durchs Gebüsch. Mit dem Schlagen zeigt der Elch Dominanz oder Aufgeregtsein.
Elchkalb: Junge Elche gehören zum Beutespektrum von Bären
Während der Fortpflanzungszeit im September und Oktober rufen beide Geschlechter. Die Elche produzieren tiefe, grunzende Laute, die bis zu 500 Meter weit zu hören sind.
Mit 36 Kilogramm ist das Geweih eines Elchs aus Alaska als Weltrekord registiert worden. Davon ist dieser Elch weit entfernt. Ab dem 13. Lebensjahr kümmert das jährlich abgeworfene und wieder heranwachsende Geweih und wird kleiner.
Eine Elchkuh nebelt sich mit Wassertropfen ein, die sie aus ihrem Fell schüttelt.
Versteckter Elch: Elche können zwar gegenüber Menschen aggressiv reagieren, sie lauern jedoch niemandem auf und lassen in der Regel schnell von ihren potentiellen Opfern ab, wenn diese sich entfernen.
Seit den 1990er Jahren stellt man fest, dass südliche Population Nordamerikas schrumpfen, während sie weiter nördlich stabil bleiben. Verschiedene Ursachen werden disskutiert: Veränderung des Lebensraums, Klimawandel, Wilderei, Ausbreitung von Wölfen.
Kein Säugetier der Rocky Mountains kommt uriger daher. Fabelhaft!
Stunden verbringe ich mit „Otto“, wie ich ihn nenne, am Adophus Lake.
Wenn er wieder seine närrischen fünf Minuten hat und seine Kraft an Tannenbäumchen auslässt, trete ich lieber zurück.
Ein Braunkopf-Kuhstärling (Molothrus ater), Brown-headed cowbird (bin nicht ganz sicher mit der Bestimmung) besucht eine Hirschkuh.
Eine Elchkuh zieht bei Regenwetter durch den flachen Medicine Lake
Das ist der Moment: wenn der Elch den Kopf aus dem Wasser zieht
Die Elchkuh wird eins mit dem Mosaik aus Felsen, die aus dem Wasser ragen.
Elchkalb: Bereit für den ersten Tauchgang? Der Elch ist die einzige Hirschart, die in der Lage ist, unter Wasser zu fressen. Als Anpassung hierfür verschließen Elche ihre Nase mit Hilfe der Nasenflügel.
Otto hat sich wieder beruhigt. Es ist still am Adolphus See. Irgendwo plätschert ein Bach. Nichts bewegt sich. Nur ein Tropfen hat sich von Ottos langer Schnauze gelöst und lässt einen kleinen Kreis im See entstehen.
Blank gefegte Geweihschaufeln und verwittertes Tannenholz; braunschwarze Rinde und krisseliges Fell: alles fügt sich hier zu EINEM Bild zusammen.
Nach einer Bushwacking-Etappe durch steiles, wegloses Gelände erreichen wir erschöpft einen Forstweg.
Bushwacking ins Fraser-Tal hinunter. Über hunderte von Metern heißt es über Stämme zu steigen oder …
… unten durch zu kriechen.
Ständig durchnässte Schuhe; ständig in unwegsamen Gelände unterwegs: Das hat Folgen.
Wie im Dschungel: Weiße Zimthimbeere (Rubus parviflorus), Thimbleberry, säumt unseren „Pfad“ …
… und schmückt unsere Wanderstiefel.
Insbesondere an den Westhängen der Rocky-Mountains ist die Vegetation sehr üppig – für uns eine besondere Herausforderung
Die „klaut“ der Bär: Die bis zu zwei Meter hohen Bärenklau-Stauden (Heracleum lanatum), Cow parsnip, sind bei Bären tatsächlich äußerst beliebt. Bevor man solch einen Bärenklau-Dschungel durchschreitet, sollte man sich unbedingt bemerkbar machen.
Immer wieder einmal passieren wir alte, nicht mehr benutzte, zum Teil sehr einfach gebaute Blockhütten. Die Leute, die sie benutzten, waren wohl vor allem Trapper. Nicht vorstellbar, wie sie sich im Winter und alleine wochenlang durch die Wildnis kämpften.
Prärie-Bison: Früher auch weit in den Rockies verbreitet. Für 2017 ist geplant, sie dort wieder anzusiedelen.
Bison-Bulle: sehr beeindruckendes Tier
Die Kälber sind deutlich heller.
Zwei Dickhornschafe auf einer Wiese an der Baumgrenze
Dickhornschaf mit Lamm
Dickhornschafe bewohnen alpine Wiesen, sonstige grasige Berghänge und Vorausläufer der Rockies in der Nähe von steil aufragenden, felsigen Klippen.
Die Hornspitzen reifer Widder können zerfasern; Pflanzen bleiben daran hängen.
In der Brunft schlagen die Widder ihre Köpfe zusammen. Mancher Schlag geht daneben und hinterlässt Spuren.
Ein absolut majestätitsches Tier
Eine gemischte Herde Schafe und Lämmer flüchten in steiles Gelände
Unzweifelhaft ist hier ein Bär vorbeigekommen.
Für eventuelle Begegnungen mit Bären tragen wir Bärspray ständig mit uns.
Löwenzahn, der auf den gemähten Seitenstreifen der Straßen durch die Rockies wächst, zieht Bären an – hier, ein Schwarzbär.
Vor Beginn der Wanderung stelle ich anhand des Buchs „Bear Attacks: Their Causes and Avoidance“ von Stephen Herrero ein Bärenquiz zusammen, mit dem wir uns auch unterwegs beschäftigen.
Bären beschäftigen die Menschen in den Rockies ständig und überall.
Auch Grizzlies sieht man in den Rockies am ehesten am Straßenrand friedlich weiden …
… oder gemütlich dösen.
… aber Sie können auch anders! Hier versucht jemand, vor einer Grizzly-Mutter mit ihren Jungen zu warnen. Wir bleiben unbehelligt.
Ein Schwarzbär schreckt auf und sichert.
Gerüche, die in der Umgebung von Anwesen entstehen, sind immer eine Versuchung für Bären.
Der Jugendherbergsvater der Maligne Canyon Youthhostel zeigt, wo ein Schwarzbär versuchte einzubrechen.
Während den drei Monaten unserer Wildnis-Wanderung bekommen wir nur einmal Grizzlies abseits der Straße zu sehen. Genau hier: am gegenüber liegenden Hang. Aus sicherer Entfernung können wir beobachten.
Nachdem wir erfahren mussten, dass einer unserer Säcke in einem Proviantdepot angeknabbert wurde, schützen wir die Säcke auf den folgenden Etappen ab Jasper zusätzlich mit Camping-Tellern. So wollen wir verhindern, dass Nagetiere entlang der Seile zu den Säcken gelangen. Und: hat geklappt!
Nachdem wir entlang des Howse Rivers gewandert sind, dürfen wir uns bei Saskatchewan Crossing auf ein Bett und Essen im Restaurant freuen. Wir hören bereits die Straße, dann versperrt uns der Mistaya River den Zugang zum Highway.
Wir benötigen Stunden bis wir die richtige Stelle zum Queren gefunden haben. Mit viel Vor-und-Zurück, einem Seil und einmal Gut-Durchspülen gelingt es schließlich.
Bei anderen Bachquerungen reichen die Wanderstöcke als Stützen.
Bei Querungen mit vielen Flussarmen bewähren sich Sandalen.
Die Stiefel werden vorgeschickt.
Wir queren unzählige Bäche.
Im Oberlauf des Howse-Rivers finden wir diese Situation vor. Kann man das schon eine Brücke nennen?
Der Blick zurück ins Howse River Tal: So sehen Wildflüsse aus. Fantastisch!