Ladakh in Northern India is a hotspot for mountain ungulates and other wildlife. / Die nordindische Region Ladakh ist ein Hotspot für Steinbock & Co und viele weitere spannende Tierarten.
Most people who travel to Ladakh to observe wildlife want to see the elusive snow leopard. Of course it was on my list too. I very much enjoyed wandering around in its habitat, looking also alertly for the snow leopards prey species like Asiatic ibex, blue sheep, urial and argali.
Since most of the usefull information concerning wildlife watching in Ladakh is already available in english at mammalwatching.com, I have written this report in german. The summary below, my species lists and some other stuff you can get in english as well.
Die meisten Leute, die nach Ladakh reisen, um Wildtiere zu sehen, tun dies wegen des seltenen Schneeleoparden. Natürlich hatte ich die Mieze auch auf dem Sucher. Es war eine tolle Erfahrung, in ihrem Lebensraum unterwegs zu sein, nach ihren Spuren zu suchen und dabei ständig auch aufmerksam auf ihre Beutetiere zu achten wie Asiatischer Steinbock, Blauschaf, Ladakh Urial und Argali.
Summary / Zusammenfassung
Duration of trip / Reisezeitraum: october 23th to november 7th 2015 – 16 days
Weather / Wetter: mostly sunny, some days overcast, depending on altitude, day time and exposure: pleasant to bone cracking cold (-20°C – guess by locals)
Free ranging wild mammal species seen / beobachtete Wildtierarten: 8
Tibetan Argali | (Ovis ammon hodgsoni), | Tibet Argali |
Asiatic ibex | (Capra sibirica), | Asiatischer Steinbock |
Ladakh urial | (Ovis vignei), | Ladakh-Wildschaf |
Bharal, Bluesheep | (Pseudois nayaur), | Bharal, Blauschaf |
Kiang, Tibetan wild ass | (Equus hemionus kiang), | Tibetischer Wildesel |
Mountain weasel | (Mustela altaica), | Altaiwiesel |
Ladakh pika | (Ochotona ladacensis), | Ladakh-Pfeifhase |
Large eared pika | (Ochotona macrotis), | Großohr-Pfeifhase |
Birds seen / beobachtete Vogelarten: 35
Himalayan snowcock | (Tetraogallus himalayensis), | Himalayakönigshuhn |
Chukar | (Alectoris chukar), | Chukarhuhn |
Common teal | (Anas crecca), | Krickente |
Rock pigeon | (Columba livia), | Felsentaube |
Hill pigeon | (Columba rupestris), | Klippentaube |
Black-necked crane | (Grus nigricollis), | Schwarzhalskranich |
Common coot | (Fulica atra), | Blässhuhn |
Solitary snipe | (Gallinago solitaria), | Einsiedlerbekassine |
Terek Sandpiper | (Xenus cinereus), | Terekwasserläufer |
Ibisbill | (Ibidorhyncha struthersii), | Ibisschnabel |
Lammergeier | (Gypaetus barbatus), | Bartgeier |
Himalayan griffon | (Gyps himalayensis), | Schneegeier |
Eurasian marsh harrier, | (Circus aeruginosus) | Rohrweihe |
Steppe eagle | (Aquila nipalensis), | Steppenadler |
Golden eagle | (Aquila chrysaetos), | Steinadler |
Common kestrel | (Falco tinnunculus), | Turmfalke |
Great cormorant | (Phalacrocorax carbo), | Kormoran |
Black-billed magpie | (Pica pica bactriana), | Elster |
Red-billed chough | (Pyrrhocorax pyrrhocorax), | Alpenkrähe |
Yellow-billed chough | (Pyrrhocorax graculus), | Alpendohle |
Common raven | (Corvus corax), | Kolkrabe |
Brown dipper | (Cinclus palasii), | Flusswasseramsel |
Blue whistling thrush | (Myophonus caeruleus), | Purpurpfeifdrossel |
White-winged redstart | (Phoenicurus erythrogastrus), | Riesenrotschwanz |
Wallcreeper | (Tichodroma muraria), | Mauerläufer |
Cinereous tit | (Parus cinereus) | (kein deutscher Name verfügbar) |
Horned lark | (Eremophila alpestris), | Ohrenlerche |
House sparrow | (Passer domesticus), | Haussperling |
White wagtail | (Motacilla alba alboides), | Bachstelze |
Citrine wagtail | (Motacilla citreola), | Zitronenstelze |
Robin accentor | (Prunella rubeculoides), | Rotkehl-Braunelle |
Brown accentor | (Prunella fulvescens), | Fahlbraunelle |
Fire-fronted serin | (Serinus pusillus), | Rotstirngirlitz |
Mongolian finch | Rhodopechys mongolicus), | Mongolengimpel |
Great rosefinch | (Carpodacus rubicilla), | Berggimpel |
Reiseverlauf / itinerary (in german)
Sonntag, 25. Oktober 2015
Nach langer Vorbereitung und einer zweitägigen Reise (mit eintägigem Zwischenstopp in Abu Dhabi) treffe ich morgens in Leh, der Hauptstadt Ladakhs, ein.
Ein Mitarbeiter von „WILD WORLD INDIA“ – www.wildworldindia.com – nimmt mich freundlich in Empfang und fährt mich ins Hotel – www.hotelomasila.com.
Nach zwei Nächten ohne Bett bin ich fertig und lege mich am morgen erst noch mal hin. Mittags will ich ein bisschen die Gegend erkunden. Leichte Kopfschmerzen erinnern mich an die Höhe. Leh liegt auf 3500 Metern. Mein Hotel ist am Ortsrand gelegen, die Umgebung wirkt sehr ländlich, was mir für einen kurzen Spaziergang sehr recht ist. Bekomme die ersten Vögel zu sehen: Felsentauben, Elstern, Kohlmeisen, Haussperlinge – inklusive der ersten Exoten: Rotkehl-Braunellen und eine Purpurpfeifdrossel.
Montag, 26. Oktober 2015
Für den ersten Tag nach der Ankunft, den man besser ruhig angeht, um sich zu akklimatisieren, ist eine Fahrt zu verschiedenen Wildbeobachtungspunkten vorgesehen.
Mein Guide von „WILD WORLD INDIA“ heißt Sklalzang Chostak. Vermutlich hat er die Erfahrung gemacht, dass sich Westtouristen an seinem Name die Zunge brechen. Freundlicherweise bietet er auch mir an, ihn „Kc“ zu nennen. Nachdem ich freundlich darauf bestehe, dass er mir seinen ausgeschriebenen Namen buchstabiert und wir nach etlichen Nachfragen, Korrekturen und Sprachübungen endlich damit durch sind, nehme ich sein Angebot dankend an: „Kc“ also. Unser Fahrer heißt Stanzin Gurmet. Nach „Sklalzang“ erscheint mir „Stanzin“ wunderbar eingänglich.
Es geht zunächst das Industal abwärts nach Westen. Immer wieder halten wir an scheinbar zufällig gewählten Punkten an, an denen Kc Hänge und Ebenen mit seinem Spektiv absucht. Natürlich ist nichts zufällig. An allen Orten, die wir ansteuern, hat Kc in der Vergangenheit Wild beobachten können. Beim Ort Tharuche entdecken wir Asiatische Steinböcke, zunächst drei Tiere. Später gelingen auf 415 Meter Entfernung Aufnahmen von zwei der drei Tiere, einer Geiß mit ihrem Jungen.
In Saspotse besuchen wir ein „Homestay“, also einen Bauernhof, in dem man zu essen bekommt und mindestens ein Raum für Touristen eingerichtet ist. Der Tag mit drei Malzeiten und Übernachtung kostet 500 Rupien, also rund 7 Euro. 50 Rupien davon gehen in die Kasse der „Village Conservation“, etwa für Infrastrukturmaßnahmen.
Hier erfahre ich, dass die ladakhische Bevölkerung, die sich überwiegend zum Buddhismus bekennt, zwar mit Viehhaltung ein Einkommen erwirtschaftet, wenn es jedoch ans Verwerten geht, wohl in der Regel ein muslimischer Schlachter engagiert wird.
Wir stoppen außerdem in Ulley und oberhalb (östlich) von Hemis Shukpachan. Ich freue mich über Schneegeier, Alpenkrähe, Bartgeier, Elster, Haussperling, Kohlmeise, Klippentaube und Chukar.
Dienstag, 27. Oktober 2015
Wir starten zur Etappe Tsokar-Lake, einer Hochebene mit Salzsee, auf 4500 Meter gelegen. Wie sich später herausstellt: zu früh. Beziehungsweise: Nachdem ich mit den „leichten Kopfschmerzen“ ganz gut zurechtkomme, entscheide ich mich, das mitgebrachte Medikament zur Vorbeugung gegen Höhenkrankheit nicht einzunehmen – ein Fehler. Dazu später mehr.
Für die 150 Kilometer sind 5 Stunden Fahrt inklusive Pausen und Wildbeobachtung eingerechnet. Erster Stop ist beim „Shey Marsh“, einer Stelle am Indus, südöstlich von Leh, an der sich der Fluss in verschiedene Arme aufspaltet und sich Stellen mit beruhigtem Wasser und Schilfflächen abwechseln. Der Ort ist bei Ornithologen berühmt für seine Ibisschnäbel. Wir kommen an, und fünf Stück der kuriosen Vögel sind einfach da und sehr gut zu beobachten.
Ibisschnäbel gehören zu den Regenpfeiferartigen. Aufgrund ihrer einzigartigen Merkmale werden sie jedoch in einer eigenen Familie „Ibidorhiynchidae“ geführt – mit dem Ibisschnabel als einziger Art innerhalb dieser Familie.
Weitere Beobachtungen bei Shey: Elster, Riesenrotschwanz, Terekwasserläufer.
Wir sprechen über Hunde und Wölfe
2010 gab es in Ladakh verheerende Überschwemmungen mit rund 500 Toten. Leichen, die nicht gleich geborgen werden konnten, wurden angeblich von Hunden angefressen. Dies soll dazu geführt haben, dass in Folge Hunde Menschen anfielen, mit der Absicht diese zu töten und zu fressen.
Auch in Zusammenhang mit Tollwut stellen die meist herrenlosen Hunde immer wieder ein Problem dar. Vor sechs oder sieben Jahren, erzählt Kc, erkrankte in seinem Dorf Zangla in der Region Zanskar eine Frau nach Hundebiss an Tollwut. Die Krankheit wird nicht erkannt. Die Frau stirbt.
Daraufhin beschließt man im Dorf zu handeln. Die Bewohner – auch hier sind es überwiegend Buddhisten – verabreden sich im Winter, um die Hunde des Dorfs zu töten. Insgesamt erschlagen die Bewohner 26 Hunde, mit Steinen und Stöcken. Wegen des Schnees können die Tiere schlecht fliehen.
Einen oder zwei Monate später werden die Bewohner daran erinnert, wozu sie die Hunde normalerweise in ihrer Nähe dulden: Wölfe kommen nachts ins Dorf und töten einen Esel und eine Kuh.
Und auch Hybride zwischen Wolf und Hund sind laut Kc ein Problem in Ladakh. Sie beißen Menschen und töten Vieh.
Weiter geht die Fahrt
Zwischen Upshi und Gya gibt’s einen einzigen Vogel zu sehen: einen Turmfalken. In Gya halten wir, weil auf den umgebenden Feldern die Chance besteht, Tibet-Rebhühner zu beobachten. Die tun uns den Gefallen nicht, stattdessen zeigen sich kleine Gruppen von Ohrenlerchen und ein großer Schwarm Klippentauben. Eine Bachstelze und ein kleiner Trupp Krickenten kommen ebenfalls auf die Liste.
Wir überqueren den Taglangla, den mit 5328 Metern zweithöchsten befahrbaren Pass der Welt.
Um 14 Uhr 15 erreichen wir die Abzweigung zum Tsokar Lake. Gleich dahinter weiden die ersten Kiangs. Etwa 25 Stück, die aus 450 Metern Entfernung leicht, ohne dass diese scheu reagierten, zu beobachten sind. Im Lauf des nachmittags bekommen wir ein Paar Schwarzhalskraniche, fünf Argalis, weitere 80 Kiangs und einen 20-köpfigen Schwarm Streifengänse zu sehen. Ich genieße all diese Entdeckungen, aber das Kopfweh kommt zurück und wird stärker.
Die Nacht ist schlimm. Kalt. Die Jungs schätzen – 20 Grad. Und vor allem geht das Kopfweh nicht mehr weg. Am Morgen muss ich mich sehr, sehr zusammenreißen.
Kc entdeckt vom Camp aus 30+ Argalis, deren weiße Hintern auf mindestens sechs!! Kilometer Entfernung durchs Spektiv zu erkennen sind. Wir planen den Riesenwildschafen in großem Bogen entgegen zu fahren.
Auf dem Weg dorthin stoßen wir auf eine kleine Herde mit fünf jungen Widdern. Wir kommen auf etwa 400 Meter heran. Es gelingen einige Aufnahmen.
Doch 400 Meter ist den Argalis letztlich doch zu nah. Sie machen sich auf und trotten ohne Hast davon. Wir beschließen, die Gruppe von der anderen Seite des Hügels zu umlaufen. Es sind nach kurzer Fahrt nur wenige 100 Meter zu Fuß zurückzulegen. Aber dafür muss ich schon fast bis zum Äußersten gehen – wie im schlechtesten Abenteuerschundroman, aber in echt: Ich gehe zehn Schritte, halte, atme zehn Züge, weiter. Noch einmal stoßen wir auf die Argalis – herrliche Tiere. Richtig genießen kann ich die Szene aber erst später anhand meiner Bilder.
Wir brechen ab und fahren ins Camp. Was tun? Essen geht gar nicht mehr. Ich leg mich noch mal hin. Ich schlaf sofort, bringt aber nichts. Das Kopfweh ist nicht mehr zu kontrollieren. Medikamente traue ich mich hier in der Pampa ohne Arztaufsicht nicht zu nehmen. Es bleibt nur eines: abbrechen. Ich muss von dieser Höhe runter. Ich berede den Gedanken mit Kc. Für ihn ist das kein Problem. Also fahren wir. Bei der Abfahrt „grüßen“ uns von der Spitze eines Felsens die ersten Blauschafe, Mutter mit Kitz. Ich döse vor mich hin. Ein Berggimpel knapp vor dem Taglangla (östlich) lenkt ein bisschen ab.
Auf dem Pass: nur ein kurzes Augenzwinkern. Wir waren ja schon mal ausgestiegen. Einfach weiter. Doch gleich dahinter kommt ein bisschen Hoffnung auf. Ein Ladakh-Pika, groß und strohfarben, wuselt über die Straße. Er schafft es, mich aus der Lethargie zu reißen. Noch ein Stück: eine Herde Blauschafe – 20 Stück -, direkt hinter der Leitplanke.
Die Kraft reicht, die Scheibe runter zu kurbeln. Schön, ein Widder ist auch dabei. Knipps. Um die nächste Kurve, runter unter die 5000-Meter-Marke: noch eine Blauschafherde, 30 Tiere. Das am nächsten stehende Tier ist nur 71 Meter entfernt – schreibt der Entfernugsmesser ins Display. Das kann ich mir nicht entgehen lassen: also zusammengerissen und raus, Stativ aufgebaut, Kamera drauf.
Im Hintergrund hat sich ein Steinadler aufgebaut. Ein Himalayakönigshuhn ruft. Alles wird gut. Zwei Stunden später, 1500 Meter tiefer: alles ist gut. Verflixte Höhenkrankheit: Wie kann man über viele Stunden das Gefühl haben, die indische Kontinentalplatte würde den Prozess der Gebirgsbildung im eigenen Kopf fortsetzen, und kurz darauf fühlt man sich (fast) komplett entspannt? Wie kann das sein?
Donnerstag, den 29. Oktober 2015
Geschlafen: diesmal wie ein Himalaya-Murmeltier und mit Erholungseffekt. Hotelangestellte und Guides raten zu weiterer Ruhe und Mäßigung, aber ich muss los, streife durch den Ort, zum Marktplatz, zur Moschee. Ich will zum Palast.
Auf dem Weg nach oben, komme ich an einer Quelle vorbei, die mit einem großen Stein markiert ist. Daneben befindet sich ein kleiner Garten, in dem ein Mann Laub zu Haufen zusammenrecht und dann mit Hilfe einer Flüssigkeit in Brand setzt. Ein weiterer, älterer Mann kommt hinzu. Er dreht eine Gebetsmühle und murmelt sein Mantra. Feuer, Rauch, Männergebrumm: archaische Atmosphäre.
Später passiere ich die Stelle noch einmal – der Weg zum Palast ist länger als gedacht; ich muss aus Zeitgründen abbrechen. Vor dem Stein, der die Quelle kennzeichnet, machen sich eine Frau und ein Kind am Straßerand zu schaffen. Beim Näherkommen fällt mir auf, dass die Umgebung, dort wo sie stehen, feucht ist. Ich bin noch näher dran: Da kommt ja das Wasser aus der Straße, aus einem Loch im Asphalt. Die Frau, die meinen Gruß erwidert, schöpft das Wasser in eine Schüssel. Ich schaue rüber zu dem Stein, der die Quelle markiert. Jetzt fällt’s mir erst auf: Dort, wo die Quelle sein soll, da fließt ja gar kein Wasser. Ich blicke zurück zur Frau und ihrem Straßenwasserloch. Kann das sein? Haben diese Inder hier die Straße über die Quelle gelegt, samt Asphaltdecke, und dann das Quellloch darunter wieder aufgepickelt? Kann das wirklich sein?
Ich meine, das hier ist Ladakh, also Indien. In Indien ist vieles möglich, was anderswo unmöglich ist. Auf fünf Reisen durch den Subkontinent habe ich viel gesehen, aber würden die wirklich so weit gehen? Würden sie eine historisch bedeutsame Quellfassung aus dem 17. Jahrhundert opfern? Und dafür bewusst ein Schlagloch in einer Straße anlegen, aus dem Wasser sprudelt?
Ich muss der Sache auf den Grund gehen. Und ich muss ehrlich sein: Man reist durch Indien, um auf solche Geschichten zu stoßen, um sie dann zu Hause erzählen zu können. Zunächst stehe ich noch eine Weile, gucke. Das Mädchen kichert. Die vermeintliche Mama wirft nur kurze, freundliche Blicke herüber, konzentriert sich darauf, ihr Gefäß optimal zu halten, damit es möglichst schnell vollläuft. Dann frage ich einfach: „Ist das die Quelle?“ Noch mal Gekicher, ein kurzes Getuschel. Ein einziger Satz, dann ist das Phänomen erklärt, die Geschichte zu Ende: Die „Quelle“ unter der Teerstraße ist nur ein geplatztes Wasserrohr.
Tja, da habe ich, der Geschichtensammler, daneben gegriffen. Ich muss lachen, grüß die Mädels und hüpf zurück zum Hotel. Wo nun tatsächlich die Quelle entspringt, ist plötzlich nicht mehr wichtig. Es wird Zeit, nach dem lieben Vieh zu schauen.
In neuer Frische geht es los. Bei Nimmo, wo der Zanskar River in den Indus mündet, haben wir heute gleich Glück.
Da stehen 138 Meter von der Straße entfernt acht Ladakh-Urial, fünf Geißen und drei Junge.
Die Urials fressen von einer saftig-grünen Pflanze, die eigentlich gar nicht in die karge Landschaft passt. Kc sagt, es handele sich um „Caperbush“, also Kapern. Da ich keine Blüten oder Früchte finde, ist es schwierig, das zu bestätigen, könnte aber sein.
Wir fahren an Basgo vorbei. Ich fotografiere Urial-Habitat bei Saspochi. Unten in der Ebene befinden sich Felder mit charakteristischen, roten Büschen. Kc beschreibt sie mit dem Namen „Myriacuriya“. Im Netz finde ich dazu aber keine Hinweise.
Bei Sumdo, einem kleinen Weiler unterhalb von Saspochi, halten wir Ausschau. Im Schatten einer Klippe mache ich die Entdeckung des Tages: eine Herde mit etwa 16 Urials – inklusive Widder!
Aufgrund der Geländelage können wir vom Auto aus bis auf 210 Meter ungesehen näherkommen. Zwischen uns und den Wildschafen liegt eine tiefe Schlucht. Für die Tiere ist das zunächst eine Situation, die sie akzeptieren können, und ich kann prima Aufnahmen machen, vor allem vom alten Widder.
Wenig später erschreckt sich eines der Tiere, flüchtet und reißt alle Kollegen mit sich, die nun in wildem, staubigem Galopp hangabwärts fliehen. Wir vermuten oberhalb einen Wolf oder Schneeleoparden, können aber nichts entdecken.
Beim Rückzug entdecke ich Meerträubel (Ephedra sp.). Kc erzählt, dass die Pflanze mit den orangen Beeren – eigentlich Zapfen – gerne von Schafen, Ziegen und Chukarhühnern gefressen werden.
Wir fahren erneut durch Hemis Shukpachan und nehmen die südlich führende Route vor zum Industal. Entlang dieser Strecke sehen wir mehrere Gruppen von Urials, einmal 16, dann 24, dann 5 Stück. Im Industal dann noch einmal 6. So kommen wir am Ende des Tages auf insgesamt 75 Urial.
Freitag, den 30. Oktober
Am Morgen schauen wir an der Palam-Bridge nach dem Einsamen Wasserläufer, vergebens. Während wir auf der Brücke stehen, rennt ein Altaiwiesel ein Stück entlang der Brücke. Eine Gruppe von Enten im Wasser können wir nicht näher bestimmen. Zwei Komorane sind auf dem Indus unterwegs.
Im Kloster von Tikse findet ein Festival statt, eine schönes, abwechslungsreiches Event. Wir treffen auch auf die ersten zwei Bettler in Ladakh – wie sich später herausstellt: die einzigen der ganzen Reise.
Am Nachmittag führe ich ein Interview mit Tsewang Namgail, dem Chef der „Snowleopard Conservancy India Trust“ sowie einem Praktikanten. Die Ergebnisse stehen auf einem anderen Blatt …
Samstag, den 31. Oktober
Wir starten die Etappe ins Rumbak-Tal, Hemis-Nationalpark. Diesmal habe ich Diamox, vorbeugend gegen Höhenkrankheit, eingeworfen. Noch im Hotel lerne ich Kerry aus Kanada kennen, der diesen Reiseabschnitt ebenfalls mit WILD WORLD INDIA gebucht hat. Für die nächsten Tage sind wir Reisekollegen.
An der Mündung des Rumbak-Tals zum Indus werden die Autos angehalten und die Umgebung gescannt. Tatsächlich entdecken wir erneut Urials, jeweils zwei an zwei verschiedenen Stellen.
In verschiedenen Berichten, die bei mammalwatching.com veröffentlicht sind, las ich, dass eine Straße in Richtung Rumbak gebaut wird. Wie sich später herausstellt, führt diese Straße mittlerweile an den Lagerplätzen vorbei. Die Arbeiten sind für dieses Jahr offensichtlich abgeschlossen. Trotzdem fahren unsere Autos lediglich bis etwa auf Höhe von Zingchan, wo unser Gepäck dann auf Esel umgeladen wird.
Angeblich soll damit der Arbeitsplatz des Eseltreibers gesichert werden, zumindest vorübergehend. Um 14 Uhr sind wir im Lager auf 3700 m fertig eingerichtet, haben gegessen, und ich ziehe gleich los, um die Gegend zu erkunden.
Noch von der Straße aus entdecke ich im Husing-Tal, dass nur ein kurzes Stück oberhalb des Lagers nach Südosten abbiegt, eine Gruppe Blauschafe. Da die kommenden Tage viele folgen, fasse ich alle Sichtungen der Rumbak-Etappe am Ende des Berichts zusammen.
Sonntag, den 1. November
Auf dem Weg nach Rumbak kommen wir an einem „holy place“ vorbei.
Er ist unter anderem daran zu erkennen, dass in der Umgebung Gebetsfahnen aufgehängt sind. Kc erklärt, dass in den Felsen oberhalb des Wegs eine Form in den Felsen zu erkennen sei. Er spricht von „Lato“, einer vom Felsen ausgehenden Kraft, die beschützt (im Netz kann ich zu diesem Begriff nichts finden). Kc meint, dass es zu kompliziert sei, die Form im Felsen zu beschreiben.
Die Gläubigen haben neben den Fahnen einen Wachholderast zusammen mit einem Stein aufgestellt, um auf das „Lato“ hinzuweißen. Gläubige, die mit dem Pferd passieren, steigen ab, um die Kraft zu würdigen. Kc erzählt weiter, dass einmal am Ladakhischen Neujahrstag, Ende Dezember, zwei Steinböcke an der Stelle auftauchten, die sonst hier im Tal nicht zu sehen sind. Der Beobachter hat die Tiere wohl in Zusammenhang mit dem Feiertag und der heiligen Stelle gebracht. Deswegen würden die Steinböcke hier als heilige Tiere verehrt werden. Aber auch in anderen Gegend Ladakhs sei das so.
Seit wir in der Rumbak-Schlucht unterwegs sind, halte ich nach Flusswasseramseln Ausschau. Die Bedingungen scheinen mir für die Art hier ideal, doch bislang waren sie nicht zu entdecken.
Der deutsche Artname ist für mich ein Beispiel dafür wie stiefmütterlich man bei uns in Sachen Vogelkunde unterwegs ist: Wie kann man nur den asiatischen Verwandten unserer Wasseramsel „Flusswasseramsel“ nennen?! Die Flusswasseramsel unterscheidet sich von allen anderen Arten der Gattung durch das einheitlich braue Gefieder, weshalb sie im englischen Sprachraum auch „Brown dipper“ genannt wird. Was wäre naheliegender als sie bei uns „Braune Wasseramsel“ oder auch „Asiatische Wasseramsel“ zu nennen?!
Wasseramsel an der Kraftstelle
Die Kraft im Fels: Ich kann nicht behaupten, dass ich sie an der heiligen Stelle wahrnehmen würde. Aber ich handle plötzlich ohne zu überlegen, lege einfach den Rucksack ab, schnappe die Kamera und geh runter an den Bach. Ich lege mich über ein großes Geröll auf den Bauch, robbe ein bisschen nach oben, um ungehindert ins Bachbett blicken zu können. Sofort fällt mein Blick auf einen großen Stein, der offensichtlich öfter als Warte für einen Vogel/Vögel dient (die Oberfläche ist von Kotspritzern bedeckt). Nur wenige Sekunden später, und ich höre es schon mit lautem Gezwitscher heranfliegen: ein Flusswasseramsel-Paar. Einer der Vögel umkurvt mich und zischt vorbei. Der andere setzt sich direkt vor mir auf den Stein.
Ein wunderbarer Moment, erlebbar gemacht durch Intuition – oder vielleicht doch durch eine lenkende Kraft des Heiligen Orts?
Im Staub auf dem Pfad entdecken wir eine Schneeleopardenspur.
Es ist nicht klar, ob der Abdruck authentisch ist oder mit Fingerabdrücken nachempfunden wurde … Jedenfalls erklärt Gurmed, dass sich die Vorderpfoten generell stärker abdrücken, wobei sie nicht größer sind als als die Pfoten der Hinterbeine. Die Männchen sind größer als die Weibchen. Gurmed verneint als ich ihn frage, ob er anhand der Spur auf das Geschlecht schließen kann.
Wir bekommen weiter erklärt, dass Schneeleoparden im Staub scharren, um eine Stelle zu markieren. Anscheinend entsteht dabei gelegentliche eine Herzform. Wölfe würden auch scharren. Dann seien jedoch die Spuren ihrer Krallen zu sehen.
Auf den Feldern in der Umgebung von Rumbak werden Gerste (barley) und Erbsen angebaut. Teilweise sind die Kulturflächen eingezäunt, um Blauschafe davon abzuhalten.
In etwa 4500 m Höhe entdecken wir auf einem südexponierten Hang zwei Königshühner. Sie sind sehr weit weg. Durch den Sucher der Kamera, dem mein 800er-Objektiv vorgeschaltet ist, kann ich sie kaum erkennen. Erst später auf dem vergrößerten Bild ist zu sehen wie Vorder- und Hinterteil kontrastieren.
Kopf, Brust und Schultern sind hell, der restliche Körper dunkel. Dieses Muster ist kennzeichnend für das Himalaya-Königshuhn. Das Tibet-Königshuhn, das in Ladakh ebenfalls vorkommt, erscheint insgesamt dunkler.
Später brummen zwei weitere Königshühner über uns hinweg. Das Geräusch das die zwei bis drei Kilogramm schweren Vögel im Sturzflug ohne Flügelschlag erzeugen, ist sehr beeindruckend. Später wird im Camp gescherzt, man hätte Angst gehabt, die indische Armee würde ihre Kampfjets schicken.
Montag, den 2. November
Es ist das erste Mal, dass ich Alpendohle und Alpenkrähe zusammen sehe. Pfister (2004) bestätigt das: „Die beiden Arten werden oft beobachtet wie sie zusammen nach Fressen suchen, in gemischten Schwärmen kreisen oder sogar in gemischten Kolonien zusammen brüten.“
Kc meint, die Bergdohle kommt im Vergleich zur Alpenkrähe in größeren Höhen vor. Pfister (2004) bestätigt auch dies. Zum Winter hin steigen die beide Arten tiefer in die Täler ab.
Von einheimischen und ausländischen Bergsteigern
Morgens und am Nachmittag beobachten wir von den beiden Beobachtungshügeln im Husing Valley aus. Nach der Mittagspause gehe ich schon vor und suche entlang der kultivierten Flächen oberhalb des Lagers nach Wollhasen, letztlich ohne Erfolg. In der Zwischenzeit haben sich auch die beiden Führer wieder aufgemacht, biegen aber vorher ins Husingtal ab. Ich folge später und besteige den ersten Hügel, auf dem wir uns verabredet haben. Fast oben angekommen, muss ich feststellen, dass die Jungs nicht hier sind, sondern auf dem Nachbarhügel. Eine dritte Person steht bei ihnen. Wie sich herausstellt, ist es einer aus dem Küchen-Team, der gefolgt ist, um uns mit Tee und Gebäck zu versorgen. Den schicken sie nun, um mir zu helfen, den anderen Hügel zu ersteigen. Unten an der Basis treffen wir zusammen, und ich werde aufgefordert, meinen Rucksack zu übergeben. Das Angebot nehme ich in diesem Fall gerne an.
Und dann bin ich gespannt, ob sich hier ein Klischee erfüllt: Mein Rucksack mit Stativ, 800er-Objektiv und Kleinkram bringt über 20 Kilogramm auf die Waage. Ich bin jetzt in einem Alter, indem ich zum ersten Mal erlebe, dass Leute mit heruntergezogenem Kinn anerkennend nicken, wenn ich mit meinem Pack zu ihnen aufschließe. „You are a real man!“ bekomme ich einmal aus dem benachbarten Camp zu hören. So „real“ fühle ich mich eigentlich gar nicht. Wegen des Gewichts in Kombination mit der Höhe bin ich genötigt, eher „unwirklich“ bedächtig zu gehen. Deswegen muss es wohl das Alter sein, denke ich, wenn die Leute auf die Idee kommen, mich zu loben. – Wo war ich? Ach ja, beim Klischee, dem Klischee vom ewig fitten Himalaya-Bewohner, der die Hänge hoch und runterspringt, und dem dabei keine Last zu schwer ist.
Und tatsächlich: Der kurzgewachsene Küchenassistent schnappt sich meinen Rucksack, hält es noch nicht mal für nötig, den Hüftgurt zu schließen und rast wie ein Schneeleopard mit brennender Schwanzquaste den Berg hinauf. Klar, bin ich schon ein bisschen erschöpft; und klar, ist der Typ einiges jünger und hat Heimvorteil, trotzdem: Wieso kann der so fit sein? Das ist doch nicht normal.
Ich hänge mich also an seine Hacken. Ohne Last schaffe ich es gerade so mitzuhalten. Schritt für Schritt zickzacken wir den Berg hinauf. Es wird warm. Ich fürchte bereits, ihn ziehen lassen zu müssen, weil ich keine Lust darauf habe, oben geschwitzt in der Kälte zu stehen. Doch wie aus dem Nichts bleibt er plötzlich stehen. Hat er was entdeckt? Er dreht sich langsam zu mir um, und ich kann direkt in sein Gesicht sehen. Ich muss lächeln.
Die Menschen in Ladakh sind dunkelhäutig, was wohl der Höhe und der Sonneneinstrahlung geschuldet ist. Naturgemäß ist da nicht viel Spielraum, was Nuancen von Gesichtsfarbe anbelangt. Nun blicke ich aber in ein Gesicht, das man trotz der Grundfarbe als „hochrot“ bezeichnen kann. Die sprichwörtliche Tomate kommt mir in den Sinn. Zudem presst der Schweiß monsunartig durch seine Gesichtsporen. Ein Tropfen löst sich gerade von der Nasenspitze.
Der Anblick beruhigt mich ungemeinen: kein Schamanismus, keine übernatürlichen Fähigkeiten, die Biologie dieses Ladakhi kann meiner nicht so fremd sein. Ich biete ihm an, den Rucksack wieder zu übernehmen. Aber da zeigt sich der Koch von seiner ehrgeizigen Seite. Er zieht es durch. Oben angekommen, lassen es sich die Kollegen nicht nehmen, ihn ein bisschen zu foppen. Dass er aus der Puste gekommen ist, lächelt der Koch einfach weg.
Dienstag, den 3. November
Um 14:30 Uhr beobachte ich in einem Bergsturz- und Schottergelände oberhalb des Lagers Pikas (Pfeifhasen).
Aus Berichten, die bei mammalwatching.com veröffentlicht sind, entnehme ich, dass die Beobachter sich nicht sicher sind, um welche Art es sich hier in der Rumbak-Schlucht handelt. Infrage kommen Großohr- und Royle’s Pika. Ich habe die Merkmale aus zwei Quellen zusammengetragen und ans Ende dieses Berichts gestellt. Letztlich kann ich mit meiner Bestimmung trotzdem nicht 100-prozentig sicher sein, weil Pfister (2004) angibt, alle gesammelten Exemplare des Großohr-Pika stammten von nördlich des Indus. Unser Beobachtungspunkt liegt jedoch wenige Kilometer südlich des Indus.
Homestay Rumbak
Laut Volkszählung von 2011 gibt es in dem kleinen Bergdorf 36 Haushalte, von denen viele Unterkünfte für Touristen anbieten (homestay).
Die Besucher werden durch ein Rotationsprinzip gleichmäßig auf die Häuser verteilt. Es gibt eine Sommer- und eine Wintersaison. Im Sommer kommen die Wanderer, im Winter die Schneeleoparden-Beobachter. Im Sommer kann es schon mal Engpässe geben. Dann wird bei der Unterbringung improvisiert. Jetzt im Herbst ist es sehr ruhig. Außer Kc und mir sind nur ein indisches Bergsteigerpaar im Dorf und zwei Engländer, die zum Sterne fotografieren hier her gekommen sind.
Das durch den Homestay-Betrieb zusätzlich erwirtschaftete Einkommen hat dazu geführt, dass die Schaf- und Ziegenhaltung aufgegeben werden konnte, ein großer Vorteil für die Wildtiere des Nationalparks.
Mittwoch, den 4. November
Auf dem Plan steht, den Kandala-Pass zu besteigen, um dort Argalis zu beobachten. Aber schon gleich am Morgen wird klar, dass das nichts wird. Es hat zugezogen; später schneit es sogar leicht. Kc hatte am Vorabend noch wegen eines Esels angefragt. Die Tour mit Lasttier sagt er am Morgen ab. Stattdessen tragen wir selbst und nehmen uns erst mal Yurutse auf 4200 m als Ziel vor.
Auf dem Weg dorthin beobachten wir einen Bartgeier und eine Elster am Boden. Immer wieder hüpfen sie zu einer Stelle, die wir nicht einsehen können und wieder zurück. Der Verdacht liegt nahe, dass sie sich an einem „Kill“, einem getöteten Beutetier, aufhalten – eine Riesenchance, um einem Schneeleoparden nahe zu kommen. Wir beobachten die Szene aus mehreren 100 Metern Entfernung und entschließen uns, in die Nähe der Stelle zu wandern und in einer steilen Rinne aufzusteigen. Das ist superspannend, auch anstrengend, aber da ich den Rucksack zurücklasse, geht es. Letztlich können wir nichts entdecken, aber die Aktion war es wert.
Wir erreichen Yurutse gegen Mittag. Im einzigen Haus des Weilers bekommen wir etwas zu essen. Anschließend fotografiere ich Rotbrust-Braunellen, Chukar-Hühner und Klippentauben. Aber es ist abzusehen, dass es nach oben hin nicht mehr aufreißt. Es rieseln sogar kleine, trockene Schneeflocken. Also brechen wir am frühen Nachmittag den Aufstieg zum Pass endgültig ab und schlurfen wieder talwärts, um unten beim Camp ein vorletztes Mal die Hänge nach Wild abzusuchen. Auf Höhe des „Holy place“ in der Rumbak-Schlucht wird mir klar, dass das Rumbak-Tal mit seinen Caprinae-Arten – Urial, Blauschaf, Steinbock, Argali – weltweit etwas sehr besonderes darstellt.
Caprinae-Artendichte-Rekord
Sehr wahrscheinlich gibt es sonst nirgends auf dem Planeten so viele Caprinae-Arten zusammen auf so engem Raum. In den Alpen kann man Gämse und Alpensteinbock zusammen antreffen. In den Rockies habe ich Schneeziegen und Dickhornschafe am selben Hang fotografiert. In den Qinling-Bergen Zentralchinas fand ich den Schiss von Goral, Serau und Gold-Takin an ein und derselben Stelle. Und hier nun im Hemis-Nationalpark gibt es im Verlauf eines einziges Tals auf einer Gehstrecke von ca. 19 Kilometern Nachweise für vier Arten: An der Mündung zum Industal auf etwa 3300 m: die Ladakh-Urials; zwischen 3700 und 4700 m: die Blauschafe; beim „Holy Place“ auf etwa 3800 m: die Asiatischen Steinböcke; und oben am Kandala-Pass auf 4960 m die Argalis. Das hier dürfte ziemlich einmalig sein. Vielleicht gibt es in Nepal, im Annapurna Conservation Area eine ähnliche Konstellation mit Serau, Goral, Bharal und Himalaya Thar oder in Butan mit Serau, Goral, Blauschaf und Takin.
Betrachtet man das Thema kleinmaßstäblicher sind zwei Regionen herausragend: das Grenzgebiet von Sichuan zu Tibet mit acht Arten. Nach Smith und Xie (2008) sind dort Blauschaf, Zwergblauschaf, Tschiru, Argali, Chinesischer Goral, Roter Goral und Chinesischer Serau verbreitet. Der Bundesstatt Jammu und Kaschmir im Norden Indiens, der Ladakh miteinschließt, kann sogar noch eine Art mehr vorweisen. Nach Menon (2009) finden sich hier: Tschiru, Himalaya Serau, Himalaya Goral, Himalaya Tahr, Markhor, Asiatischer Steinbock, Ladakh Urial, Argali und Bharal. Das müsste Weltrekord sein.
Donnerstag, den 5. November
Ein letztes Mal geht es auf den Aussichtspunkt im Husing-Tal: einmal noch herrliche Bergwelten, grandiose Aussichten, Piepmätze und ein Wiesel.
Die Tour ist für mich ein Riesenerfolg. Nach unzähligen Reisen durch europäische und nordamerikanische Gebirge, das Yunnan-Hochland und einige Hügel mehr, empfinde ich diesen Teil das Himalaya wie eine Sahnehaube. Ich habe interessante Leute kennengelernt und viele tierische Erstbeobachtungen gemacht. Einen ganz herzlichen Dank an das Team von WILD WORLD INDIA!
Blue sheep sightings in Hemis-Nationalpark between october 31st and november 4th 2015 in (elevation indications are estimations):
31.10., Husing Valley Lookout
14:00: 2 ♀, 3 juvenils; later joined by: 4 ♀, 1 young ♂,
16:00; at eastfacing slope (in the far distance): 9 blue sheep; same slope: 5 more animals
1.11., Rumbak Junction
10:45: east of Kanda La at 4600 m / lower snowline, northeastfacing slope: about 30 blue sheep; further east: 4 to 5 more
11:30: below Stokla, ca. 4700 m; westfacing slope: about 20 blue sheep still before noon; northfacing slope: about 40 blue sheep
15:50: close to Stockla; westfacing slope: 8 blue sheep, moving upwards late afternoon; close to Rumbak junction; ca. 4100 m: 20 blue sheep, including mature ♂
2.11.; Tarbung Valley
late in the morning, 3700 m; northfacing 8 blue sheep – 1 of them ♂
12:00, 4000 m; southfacing: 12 blue sheep
16:50; above camp; 4600 m, sw-exposing slope: 7 blue sheep; second group on same slope: 9 animals
3.11.; 100 m above camp
7:00, 3800 m, southfacing slope: 8 blue sheep (♀ und juvenils)
Trek to Rumbak: no further sightings
4.11. Trek Rumbak-Yurutse-Camp
no blue sheep sightings (presumably depending on poor visibility)
Zusammenfassung Blauschaf-Sichtungen
– Ende Oktober/Anfang November halten sich in der Umgebung des Lagers, inkl. der Mündung des Husing Tals, zwischen 3700 und 3800 m in erster Linie Geißen und Kitze auf; nur einmal beobachte ich auch einen jungen Bock.
– die größte Herde Blauschafe zählt ca. 40 Tiere
– größere Herden (ab 20 Tieren) werden zwischen 4100 und 4700 m beobachtet
– reife Männchen: nur eines auf 4100 m gesehen; mutmaßlich halten sie sich zu dieser Jahreszeit weiter oben auf
Summary blue sheep sightings
– at the end of october/beginning of november I see in the vicinity of the camp at 3700 and 3800 m predominantly female blue sheep and their joung; only once do I see a young male
– the biggest herd comprises 40 animals
– bigger herds (20 and more) I see between 4100 and 4700 m
– mature males: I see one at 4100 m; presumably they stay at higher elevations at this time of the year
How to distinguish Large-eared pika from Royle’s Pika?
Besides China with 24! species of pika – the most of any country – India’s Himalaya is also a heaven for them. There are 7 differnt species, and in Ladakh alone there are 5. At least two of them – Large-eared pika and Royle’s Pika – can be hard to be told apart. I used two different sources, which can help with the identification.
Large-eared Pika / Großohr-pfeifhase | Royle’s Pika / (kein deutscher Name vergeben) | |||
Pfister 2004 | Menon 2009 | Pfister 2004 | Menon 2009 | |
size | small | small | slightly smaller than Large-eared | |
skull | more arched | flatter | slightly arched | |
habitat | tallus and rubble fields; slopes covered with rock scree | within tallus, rubble fields, or on slopes covered by rock scree and bushes | rocky and scree slopes; open rocky or brocken ground; also forests and rock walls in human habitation | |
eyes | low-set | |||
ears | large, with longish dense hair-coating inside | slightly broader with long hairs inside | smaller, lacking the clad of longer hair inside the ear (but photo on page 325 shows ears with long hair) | moderately sized with sparse hair |
fur colour | paler coloured: buffish darker grey over the dorsal area and on the sides, with a slight tinge over crane and nape, dirty-white belly and pale feet | pale brownish-grey with an ochre tinge; head and front are paler russet compared to Royle’s chestnut | somewhat darker; rufous-washed darker grey brown over the dorsal area and on the sides, with greyish-white belly and pale feet | richly coloured: rufous gray body, a chestnut head, shoulders and upper back; reddish purple throat; greyish white to dark grey underparts |
distribution | north of Indus; higher elevations than Royle’s Pika | higher altitudes; alpine areas | south of Indus | most common pika |
Literature cited / Quellen:
Menon, Vivek: Field Guide to Indian mammals. A&C Black Puplishers, London, 2009
Pfister, Otto: birds and mammals of Ladakh. Oxford University Press, 2004
Smith, Andrew T. and Xie, Yan: A Guide to the mammals of China. Princeton University Press, 2008